Zwischen dem 13. und
dem 17. Januar 2011 erschufen ray05 und ich im SPIEGEL ONLINE Forum "Unter deutschen Duschen - was singen Sie denn?" den universalen Systemkünstler
Dieter Kurzhorst-Faust in einer Art Free Jazz-Improvisation, ungeplant und ohne Absprachen. Hier
ein Nachvollzug der kometenhaften Laufbahn des Dieter Kurzhorst-Faust, von den
Anfängen bis zum Zurückspulen seines Kopfes um 15 Delsol.
13.01.2011
ray05:
Rolf: Can't
You Hear Me Knocking war das und gewünscht hat sich diesen Titel der Horst aus
Marburg. Tja, liebe Hörerinnen und Hörer von Radio Feuerwerk, wir begehen heute
den 40. Geburtstag von Sticky Fingers, dem legendärkultigen Stonesalbum. Und
ihr könnt euch heute euren Lieblingssong von dieser Platte wünschen. Sooo, wen
haben wir denn jetzt in der Leitung? Das ist die Pamela, oder? Hallo Pamela!
Pamela: Hi Rolf.
Rolf: Wie geht's dir,
Pamela, von wo rufst du an?
Pamela: Ich sitz grad
auf meiner Heizung.
Rolf: Du sitzt auf
deiner Heizung. Haha, guter Witz, Pamela sitzt auf ihrer Heizung. Ist dir kalt?
Ich mein, die Frage musste jetzt kommen, haha.
Pamela: Nö. Ich bin
ganz nackich.
Rolf: Uiuiui, Pamela,
wir woll'n hier aber jugendfrei bleiben, hahaha.
Pamela: Das ist so
eine alte Heizung, so ein geripptes Teil.
Rolf: Aaahah. Gut. Und
du bist eingefleischter Stonesfan, stimmt's?
Pamela: Nein halt, ich
hab ja ein Headset auf. Bin also nicht völlich nackich.
Rolf: Welchen
legendären Klassiker von Sticky Fingers wünschst du dir denn, Pamela?
Pamela: Amphetamine
Annie.
Rolf: Eieiei,
Amphetamine Annie ist gar nicht von den Stones, daaa muss ich dich leider
enttäuschen.
Pamela: Dann was
anderes.
Rolf: Wild Horses wär
noch frei. Magst du Wild Horses?
Pamela: Mhm.
Rolf: Aaaaalso, jetzt
Wild Horses vom legendären Stonesklassiker Sticky Fingers, dessen 40.
Geburtstag wir heute auf Radio Feuerwerk gemeinsam feiern. Pamela, magst du
noch jemanden grüßen, bevor's mit den wilden Pferden losgeht?
Aljoscha der Idiot / Christian Erdmann:
ROLF. Das war Wild
Horses von den Rolling Stones, den Song hat sich die Pamela gewünscht, Pamela
von der Heizung. 40 Jahre Sticky Fingers und wir hier bei Radio Feuerwerk
feiern mit Euch da draußen die Platte mit dem Reißverschluß. Tja, Dieter, das
waren noch Zeiten, als der Andy Warhol noch mit den Jungs zusammenarbeitete,
oder?
DIETER. Ja, der hat ja
unheimlich viel gemacht. Der Andy.
ROLF. Ja. So, da haben
wir schon den nächsten Caller in der Leitung, höre ich, das ist die Camilla,
hallo Camilla?
CASMILLA. Casmilla.
ROLF. Ja grüß dich,
Casmilla. Von wo rufst du an?
CASMILLA. Ich stehe
vor einem Sandkrater und warte darauf, daß das Meer kommt, mit Pottwalen und
Plankton und Quallen und sogar mit Schiffswracks.
ROLF. Das ist ja super,
Casmilla, wie alt bist du denn?
CASMILLA. 11.
ROLF. Na sag mal -
na sowas.
CASMILLA. Na sowas.
ROLF. Casmilla,
wünschst du dir denn auch einen Titel von der Platte, die wir heute hier, ähm -
CASMILLA. Ja, ich
möchte den mit dem bläulich-weißen Schimmer.
ROLF. Ahhmm... also
ich bin nicht sicher, ob -
CASMILLA. Mißtrauen
hat ein rotes Licht, weißt du?
ROLF. Casmilla, ich
fürchte -
CASMILLA. Befürchtung
ist orange.
ROLF. Ach.
CASMILLA. Sehnsucht
ist wie Johannisbeersorbet.
ROLF. Du meinst
Cassis?
CASMILLA. Mhm.
ROLF. Welche Farbe
haben Lieder von Francoise Hardy?
CASMILLA. Die meisten
sehen aus wie dunkle rote Rosen. Aber manche auch wie Schwertlilien.
ROLF. Welche Farbe hat
es, wenn das Schicksal sich ins Fäustchen lacht?
CASMILLA. Gelb wie ein
Rapsfeld.
ROLF. Und
Schimpfworte, welche Farbe haben die?
CASMILLA. Schimpfworte
haben keine Farbe.
ROLF. Warum nicht?
CASMILLA. Wenn man
Schimpfworte braucht, kann man ja doch nicht richtig sehen.
ROLF. Also schön. Gut.
Danke, Casmilla. Hier der letzte Song von Sticky Fingers, ich hoffe, es ist der
mit dem verdammten bläulich-weißen Schimmer!
DIETER. Mondstein. Sie
meint Mondstein.
14.01.2011
ray05:
Rolf: Dieter, du
sprachst schon gestern viele Dinge an, die unsere Hörer bewegten ...
Dieter: Ja, gibt viele
Dinge, und alle machen was mit uns.
Rolf: Du nimmst jetzt
explizit Bezug auf "Pi", den Film.
Dieter: Ja, und ob.
Ich und Darren, dann noch Kenny, der sich kurz zuvor von seiner Frau getrennt
hatte ... Ich mein, wir wollten damals einfach die Filmsprache komplett
umkrempeln. Das wussten wir einfach, dass wir das ...
Rolf: Du nimmst jetzt
explizit Bezug auf "Pi", den Film. Da findet ja ein Mathematiker die
Weltformel.
Dieter: Ja, und ob. In
Brooklyn damals war so eine kreative Stimmung, die man mit den Händen greifen
...
Rolf: ... und dann
kamt Ihr auf die Idee mit dem Schwarzweiß.
Dieter: Ja, die Idee
kam mir, als wir drei im PizzaBag saßen, gleich um die Ecke wohnten Paul
Auster, Harvey Keitel und Sidney Lumet, und das war ja 'ne ganz große Kligge
damals, in der jeder jeden beeinfluss...
Rolf: Augenblick, Dieter, grad kommt 'n Anruf
rein von der ... Casmilla! Hejdu Casmilla, was hast du denn heute auf dem
Herzen?
Casmilla: Wollt'
sagen, dass es gar nicht schwarzweiß ist, wenn man die Weltformel findet. Das
stimmt nicht, da im Film.
Rolf: Wie denn dann?
Casmilla: Man geht in
der Lieblingsjeans zum Strand runter und dann findet man so eine Flasche, in
der steckt die Formel drin und alles. Und alles war bunt und nicht schwarzweiß.
Rolf: Flaschenpost?
Casmilla: Mhm.
Dieter: Rolf, hörmal
...
Rolf: Pscht! Und was
hast du dann mit der Formel gemacht, Casmilla?
Casmilla: Meinem
Bruder gegeben.
Rolf: Toll. Und wie
alt ist dein Bruder?
Casmilla: Fünf. Er
heißt Arne. Du, Rolf ...
Rolf: Was denn?
Casmilla: Dieter soll
sich auch mal ein Lied wünschen dürfen.
Rolf: OK, Dieter
wünscht sich jetzt ein Lied. Danke für deinen Anruf, Casmilla. Wir mögen dich
alle sehr. Na, Dieter, jetzt wünsch dir ... Dieter? Haut der Knilch einfach so
ab ...
15.01.2011
Christian Erdmann:
ROLF. Mit mir im Studio Dieter Kurzhorst-Faust, der deutsche Kultregisseur.
Ja, Dieter, man kann eigentlich sagen, daß du auf allen Gebieten der Kunst zuhause
bist, du hast ja alles irgendwann mal gemacht. Auch Geo-Installationen, kann
ich mich erinnern.
DIETER. Ja, das war damals, als wir mit der Patti unterwegs waren, der
Tschäcki und ich. Die war so crazy, die Patti. Ging so eine Stunde im Kreis rum
und spielte dabei Klarinette, weißte. Und dann sagte sie plötzlich: ich sah
gerade ein großes, ausgetrocknetes Flußbett, das von einer merkwürdigen weißen
Substanz bedeckt war, und es standen vier Sonnen darüber. Und dann meinte sie,
dieses Flußbett stehe in Verbindung mit einem anderen Fluß, weit entfernt in
Moskva, der gerade über seine Ufer getreten ist. Ja, und das bauten wir dann
nach. Die Idee war so, das geheime Prinzip des Wassers verstehen, weißte.
ROLF. Irre. Ich kann mich noch erinnern, daß keiner so richtig -
DIETER. Wir wollten noch so eine Schutt-Anhöhe bauen, weißte, von der die
Patti dann immer runterläuft, aber die hatte keine Zeit.
ROLF. Alles unheimlich spannend, Dieter. Wir wollen aber kurz den nächsten
Anrufer zu Wort kommen lassen, das ist der ... Arne. Gut, daß du anrufst, Kleiner.
ARNE. Wegen der Weltformel nämlich.
ROLF. Du rufst wegen der Weltformel an, Arne.
ARNE. Ich weiß, wie die geht.
ROLF. Sagst du uns auch, wie die geht?
ARNE. Meine Schwester ist blöd.
ROLF. Das ist die Weltformel?
ARNE. Nö.
ROLF. Hör mal, Arne, wir haben ja hier den Dieter, der hat ja auch mal
einen Film gemacht mit einer - Dieter, bringst du mir eine Pizza mit? Also
wegen der Weltformel, Arne, ich wäre da wirklich interessiert. Magst du die
vielleicht verkaufen? Oder tauschen? Vielleicht gegen ein Saurierskelett aus
Plastik, Superteil? Du magst doch Saurier?
ARNE. Nö.
ROLF. Fein, Arne. Ist Casmilla da bei dir?
ARNE. Ich kann Schach.
ROLF. Gibst du sie mir mal? Hallo?
CASMILLA. Das mit den beiden Flüssen war auch falsch.
ROLF. Ich bin ganz Ohr, Casmilla, aber wegen der Formel -
CASMILLA. Man kann das Wasser nicht vom Land aus verstehen.
ROLF. Nicht?
CASMILLA. Das Wasser hat eine Herrscherin. Warst du mal in der Unterwelt?
ROLF. Großer Gott, nein, ich war noch nicht in der Unterwelt.
CASMILLA. Alle denken, Hades ist der Herrscher der Unterwelt. Aber in
Wirklichkeit ist Persephone die Herrscherin. Hades macht eigentlich gar nichts.
Persephone ist sehr schön. Aber auch sehr streng.
ROLF. Und die Herrscherin des Wassers, wie heißt die?
CASMILLA. Weiß nicht. Herrscherin. Arne möchte auch ein Lied.
ROLF. Schön, ja, also, spielen wir schnell ein Lied für Arne. Was will er
denn hören?
CASMILLA. Lorelei.
ray05:
Radio Feuerwerk proudly presents Rolfs Kulturshow, wie immer mit Rolf
Krauthausen ...
Rolf: Guh-ten Abend.
...und wie jeden Tag mit tatkräftiger Unterstützung von PizzaBag xxx Piiiizzzaaa
Bäääg xxx 5000 mal in Deutschland, also auch gleich bei
dir um die Ecke xxx Kultur geht nur mit
PizzaBag xxx Piiiizzzaaa Bääääg xxx
Rolf: Und bei mir im
Studio sitzt, wie schon die ganze Woche über, Dieter Kurzhorst-Faust, der
deutsche Konzeptkultkünstler. Hallo Dieter, schön, dass du heute wieder mit
dabei bist.
Dieter: Hallo Rolf.
Macht Spaß mit euch allen hier.
Rolf: Unser Thema heute:
Phänomene, die die Welt entsetzen. Dieter, du selbst hast ja Erfahrung mit
entsetzlichen Phänomenen. Das wurde ja fast totgeschwiegen, was dir in Ägypten
passiert ist. Erzähl nochmal. Wie gingst du damit um? Und wie stehst du heute
dazu?
Dieter: Ja, das war
die Sache, als wir eine von den Gizeh-Pyramiden unter Strom setzten. War
angesagt damals, Dinge unter Strom zu setzen. Ich hing ja oft mit Danny rum
damals und ...
Rolf: Und plötzlich war
die Pyramide weg, nicht wahr? Verschwunden, einfach so. Mit dir, denn du warst
drin in der Pyramide.
Dieter: Ganz genau,
ich hatte drinnen beim Kabelziehen meine Sonnenbrille verloren und ging nochmal
rein, um sie zu suchen. Da drückte draußen einer auf den Schalter und die Kagge
war am Dampfen. Ich drin in der Pyramide und plötzlich war'n wir wohl weg.
Also, die Pyramide und ich gleich mit ihr.
Rolf: Irre. Wie ist das
denn so, wenn man einfach so weg ist, was geht einem da durch den ... Sekündchen, Dieter, hier schon der erste Anrufer zu unserem heutigen Thema: Phänomene, die die
Welt entsetzten - eine Anruferin! Hallo, äh, Casmilla!
Casmilla: Arne hat
seine Pizza verschwinden lassen. Ich hab's genau gesehen. Und jetzt will er uns
alle verschwinden lassen. Mein Bruder ist sooo blöd.
Rolf: Gib ihn mir mal. Ist
er da?
Arne: Ich kann Dinge
verschwinden lassen.
Rolf: Toll. Wie hast du
das denn gemacht, Arne? Du weißt, hier sitzt der Dieter, der ist auch einmal
einfach so verschwunden.
Arne: Dieter hat keine
Ahnung.
Dieter: Kommkomm.
Arne: Ich lass jetzt den
Dieter verschwinden. Soll ich?
Rolf: Warte, kannst du
denn auch Dinge hervorzaubern?
Arne: Ich kann König der
Löwen auf dem Kazoo spielen. Soll ich?
Rolf: Nee, wünscht euch
ein Lied, du oder Casmilla.
Casmilla: Ich wünsch
mir das Sphinxmäßige von Medeski/Martin/Wood. Geht das?
Rolf: Alles geht. Bommi?
Bommi: Hamwer, das Teil.
...und wie jeden Tag mit tatkräftiger Unterstützung von PizzaBag xxx Piiiizzzaaa
Bäääg xxx 5000 mal in Deutschland, also auch gleich bei
dir um die Ecke xxx Kultur geht nur mit
PizzaBag xxx Piiiizzzaaa Bääääg xxx ...
Rolf: Bommi, hast du
Dieter gesehen?
Bommi: Wollt ich DICH grad
fragen. Ist wohl Pizzanachfassen gegangen.
16.01.2011
Christian Erdmann:
ROLF. Hallöchen sagt Rolf, auch heute wieder mit mir im Studio von Radio
Feuerwerk ein Gast, den Ihr alle kennt, Dieter Kurzhorst-Faust, das deutsche
Universalgenie, kann man sagen, Dieter, oder? Du bist ja eigentlich ein echter
Renaissancemensch.
DIETER. Ja, nur daß die keine Kameras hatten damals. Sonst sträube ich mich
gar nicht gegen den Vergleich, weißte. Bin ja nicht eitel.
ROLF. Haha, ja, das bringt uns gleich zu deiner nächsten Experience. So
nanntet Ihr das damals.
DIETER. Ja. Das hing so in der Luft damals, das Wort.
ROLF. Dieter, wie war das. Nach der irren Pyramidensache. Ihr seid einfach
so mit der Kamera durch den Kabbalistenkongreß in Karinablad spaziert?
DIETER. Genau. Das Unsuchbare suchen, weißte.
ROLF. Aber dann gab es Probleme.
DIETER. Mit Marlon, ja. Der kam an, setzte sich in eine Hütte, pitscherte
sich immer kaltes Wasser über die Glatze, aß das Drehbuch auf und verschwand.
ROLF. Ihr hattet ein Drehbuch?
DIETER. Bis der Fettsack das in die Finger bekam, ja.
ROLF. Ihr mußtet also improvisieren. Aber hat nicht gerade das den Film
letztlich zu dem gemacht, was er ist?
DIETER. Ach, ich will mich gar nicht auf eine Beschreibung festlegen. Der
Film entsteht eigentlich erst im Kopf des Zuschauers. Mein eigener Kopf war ja
auch noch nicht ganz der alte. Wegen der Pyramidensache.
ROLF. Irre. Was viele ja nicht wußten, warum du immer mit der Maske
rumgelaufen bist damals.
DIETER. Das war keine M-
ROLF. Dieter, wir haben da gerade einen Anrufer, hallo Arne, bist du's?
CASMILLA. Ich bin's. Arne sagt, er gibt Marlon Brando nur gegen Lösegeld
raus.
ROLF. Aber Casmilla, das kommt ein bißchen spät, weil, Marlon ist -
CASMILLA. Ist er nicht. Er ist hier.
ROLF. Das wäre ja sensationell, Casmilla, aber nach allen Gesetzen des
Lebens und des Todes -
CASMILLA. ODER MARLON. We are
the hollow men, we are the stuffed men.
CASMILLA. Na?
DIETER. Vorsicht. Das kann auch Arne gewesen sein.
ROLF. Ich bin da jetzt doch etwas skeptisch, Casmilla.
CASMILLA. Na dann nicht. Ihr Ungläubigen.
ROLF. Gib uns Bedenkzeit.
CASMILLA. Arne will ein Fluchtraumschiff.
ROLF. Wir - wir klären das, Casmilla. In der
Zwischenzeit, schlage ich vor... spielen wir kurz einen Song aus dem Soundtrack von "Karinablad - eine Experience" von Dieter Kurzhorst-Faust.
17.01.2011
ray05:
Rolf: Radio Feuerwerk
kommt heute live von der Kunstmultiplikale in Archangelsk, und den langen Weg
ans Eismeer hat mit uns gemacht: Dieter Kurzhorst-Faust, die deutsche Ausnahme.
Dieter:
Priwet!
Rolf: Dieter, deinem
Lebenswerk ist hier ein eigener Pavillon gewidmet, Handaufsherz, da kommt schon
ein wenig Stolz und Genugtuung auf, oder? Der eigene Pavillon, noch dazu in
Archangelsk ...
Dieter: Klar, das
sind ja echte Profis hier am Polarkreis, und von denen eingeladen zu werden,
das ist schon exzeptionell. Jewgeni Prokopotossow, der Multiplikale-Chef,
klopfte ja persönlich bei mir in Bünde an, und er sagte: Dieter, wir brauchen
dich, wir wollen dich unbedingt. Rolf, du kennst mich ja, ich bin nicht der Typ
Künstler, der da noch eitel Nein sagt.
Rolf: Flussbett mit vier
Sonnen, die Strompyramide, die Filme Pi und Kabbala im zwölfstündigen
Rohschnitt, dein frühes Punkdrama Bünderfleisch, Dieter, all deine legendären
Sachen werden ja hier in Archangelsk wieder gezeigt und aufgeführt - aber, mit
Ptäut's Revenge ist auch eine aktuelle Installation von dir dabei. Erzähl mal,
wie kam's dazu. Ptäut's Revenge hat ja in der Anmutung etwas von einer
Pudelmütze.
Dieter: Nun, seit
geraumer Zeit hat Traumdeutung einen Impakt auf meine Arbeit. Es gab da einige
Experiences in meinem Leben, die -
Rolf: Ganz kleinen Moment,
Dieter, auch unsere Hörer wollen zu Wort kommen, und hier haben wir auch schon
den - nee, oder?
Arne: Pudelmütze, dass ich
nicht lache.
Dieter:
AAH! - der große Ptäut. Ich erkenne seine Stimme. Er will mich wieder holen!
Auf sein Schiff! Er hat ein
großes Raumschiff und kann jeden holen!
Rolf: Irre. Äh - ...
Arne: Marlon spielt
ausgezeichnet Backgammon.
Dieter zerrt
panisch an Studiokabeln: Sprich nicht mit ihm, Rolf, der große Ptäut kann
jeden holen und verschwinden lassen. Marlon, mich, dich, alle! Er hat die
Formel!
Rolf: Pscht! Arne, ist
Casmilla auch da? Wünscht ihr euch
ein Lied? Hallo? Kein Netz mehr. Bommi!
Bommi:
Leitung steht wieder. Anrufer in der Warteschleife!
Rolf: So, und da haben wir
auch schon - die Casmilla! Gut, dass du anrufst. Hör mal, Kleine, sprich mal
ein ernstes Wort mit Ptäut, äh, Arne. Langsam
übertreibt er etwas.
Casmilla: Arne sagt,
auch die Außerirdischen haben ein Problem mit Weltraumschrott. Er hat sich
bereiterklärt, den Kram verschwinden zu lassen.
Rolf: Sag dem
neunmalklugen Naseweis, er soll sofort zur Erde zurückkehren.
Dieter: Das ist der
furchtbare Ptäut!! So glaubt mir doch!!
Bommi: Konferenzschaltung
mit Ptäut möglich - jetzt!
Arne: Schöne Grüße an Frau
Brandt vom Kinderkarate.
Casmilla: Ich sag Papa,
es soll ein Sonnenjahr lang nur Spinat geben, wenn du nicht sofort heimkommst
an die heiligen Ufer der Mnemosyne!
Arne: Marlon will nach
Alpha Centauri. Ich setz ihn dort ab, dann komm ich heim. Versprochen. Tschüß.
Rolf: Und die Weltformel
kommt in die Flasche zurück, klar?
Bommi: Hatter nich mehr
gehört, der Ptäut.
Rolf:
Ptäut heißt Arne, nicht Ptäut! Wann begreift ihr das!? Boah, was für 'ne Geschichte.
Dieter: Also Rolf,
das mit der Pudelmütze vorhin war nicht nett.
Christian Erdmann:
ROLF. Hallo liebe Hörer, wie versprochen heute ein exklusives Interview mit
The Artist Formerly Known As Dieter Kurzhorst-Faust. Dieter, schön, daß du da
bist.
TAFKAD-K-F. ---
ROLF. Tschuldige, TAFKAD-K-F, schön, daß du da bist.
TAFKAD-K-F. Schön, daß wir alle da sind. Wo? Nur wenige wissen das. Ganz
wenige.
ROLF. Darf ich trotzdem Dieter sagen?
TAFKAD-K-F. Du kannst auch Tronc sagen oder Brückenritter, das ist doch
alles unwichtig, es geht um die Substanz, um die Essenz, um das Ki, um das Ka.
ROLF. Dieter, wir alle haben das so verstanden, daß es nach der
Multiplikale in Archangelsk einen großen Bruch gab bei dir. In deiner ureigenen
Biographie gab es ja immer ganz stark das Radikale. Aber viele fragten sich
natürlich, woran lag das jetzt. Deine Kriegserklärung an den Großen Ptäut zum
Beispiel, das hat doch viele verstört.
TAFKAD-K-F. Das bringt doch überhaupt nichts, darüber zu sprechen, das sind
doch alles nur negative Energien, 1 hoch 9, Dialektik, Dennis Hopper, weißte,
da kann ich ja gleich in den Urwald gehen und jedem den Kopf abschlagen, der da
mit so einem Boot ankommt, bringt doch nichts. Das ist doch nur Gefasel alles,
von so Gehirngewaschenen, das kommt doch aus den Massenpinkelbuden, damit
beschäftige ich mich gar nicht mehr, weißte.
ROLF. Dieter, wir wollen das noch besser verstehen. Da ist also dieser
Moment in deinem Leben, wo du sagst, im Grunde habe ich alles erreicht, da gibt
es jetzt nur eins, die völlige -
TAFKAD-K-F. Die dumme Sau.
ROLF. Wer?
TAFKAD-K-F. Der da, wie heißt der?
ROLF. Bommi. Kennst du doch, Dieter. Unser Soundman.
TAFKAD-K-F. Soundman, Soundman, wenn ich das schön höre.
ROLF. Was uns alle jetzt doch brennend interessiert, Dieter -
TAFKAD-K-F. Was ist, ruft die Schlampe jetzt an oder nicht?
ROLF. Ähm. Bommi?
BOMMI. Na gut.
CASMILLA.
Bonjour.
TAFKAD-K-F.
Wenn ich hier Französisch reden
will, dann fahr ich nach Paris oder was, können wir auch gleich abbrechen den
ganzen Nippelkram hier.
ROLF. Dieter -
TAFKAD-K-F. Neeeein, neeeein, die Botschaft heißt Liebe, verstehste,
weißte, und da kommt irgendso ein Kakerlak und fragt nach meinem neuen Projekt,
ich meine, was heißt das denn, neues Projekt, das sind doch alles nur Phrasen.
ROLF. Das stimmt schon irgendwie, Dieter. Laß uns trotzdem kurz hören, was
es Neues aus Paris gibt, wo unsere Casmilla mittlerweile als Managerin
arbeitet. Casmilla, die Band mit Arne, Marlon und Sun Ra hat 7 Trillionen
Platten in zwei Monaten verkauft, und das nur auf Planet Algon. Wie schaffst du
das alles von Paris aus?
CASMILLA. Das geht schon. Du sprichst gerade mit einer Bandaufnahme.
TAFKAD-K-F. Hör dir den Quatsch an. Bandaufnahme, wenn ich das schon höre.
Erzähl mir doch, du Honigdattel, welche Darstellerin aus der Rocky Horror
Picture Show mal bei einer Schwimm-Olympiade war?
CASMILLA.
Little Nell Campbell.
TAFKAD-K-F. ---
ROLF. Alles ganz erstaunlich, Casmilla!
TAFKAD-K-F. Scheiße, bin ich auch eine Bandaufnahme oder was?
ROLF. Casmilla, schnell noch einen Song? Unsere Zeit ist leider schon
wieder um!
CASMILLA. Arnaud sagt, du sollst Dieter um 15 Delsol zurückspulen.
TAFKAD-K-F. Was soll das alles? Bin ich dann wieder live? Rolf, Rolf hilf
mir!